In der Frage zur Zukunft des Mülheimer Straßenbahnnetzes zeigt sich die Fachverwaltung der Stadt unbeeindruckt von den Einwänden und anderslautenden Vorschlägen aus Politik und Bürgerschaft. Weiterhin beharrt sie auf den Plänen, die Linie 110 und den Flughafen-Ast der 104 stillzulegen und durch eine neue Buslinie zu ersetzen. Desweiteren unverändert geplant: Die 104 soll künftig an der Wertgasse enden, die 112 soll über den Kaiserplatz hinaus zum Hauptfriedhof fahren.
Zur Begründung ihrer Pläne verweist die Verwaltung auf eine Fahrgastzählung, wohlgemerkt aus dem Jahr 2008. Beispiel Linie 110: „In der Nahverkehrsbranche allgemein akzeptiert“ sei, dass der Einsatz von Straßenbahnen nur angebracht ist, wenn im Querschnitt aller Haltestellen 2000 Fahrgäste pro Tag das Angebot nutzen. Die 110 sei von diesem Nachfrage-Soll weit entfernt. Auf keiner einzigen Strecke zwischen zwei Haltestellen erreichte der Wert nur annähernd die Vorgabe.
Qualität des Nahverkehrs
Die Spitze lag bei 1252 Fahrgästen am Tag zwischen den Haltestellen Sandstraße und dem S-Bahnhof in Styrum. Naturgemäß die schlechtesten Werte wurden für die Endäste ermittelt, nur 76 Fahrgäste waren es am Hauptfriedhof. Für die Linie 104 weisen die Zahlen bereits eine stark abfallende Fahrgastzahl ab dem Oppspring aus, besonders schwach ist die Auslastung zwischen Tilsiterstraße und Flughafen: unter 1000 bis zu 250 Fahrgäste pro Tag bis zur Endhaltestelle.
Sind die 2008er-Zahlen repräsentativ? Sind vielleicht auch der schlechte Zustand der Straßenbahnwagen, mangelnde Sauberkeit und Barrierefreiheit Gründe dafür, dass die 110 auf relativ wenig Nachfrage stößt? Diesbezügliche Anmerkungen hat es bei den Bürgerversammlungen zur Zukunft des ÖPNV Ende November gegeben. Des Bürgers Wortmeldungen zu Sauberkeit, Verspätungen und technisch bedauernswerten Standards, kurzum: zur Qualität des Nahverkehrs, aber spart die Stadt in der aktuelle Diskussion zum Liniennetz aus.
Ausbleibende Investitionen
Vorschläge zum Erhalt der 110 und der Flughafenstrecke weist die Verwaltung partout zurück. Der Ersatz der Straßenbahn 110 durch einen Bus (Friesenstraße – Flughafen) bringe der Stadt nicht nur die gewünschte Kosteneinsparung im Betrieb und im Investitionshaushalt, sondern auch mehr Qualität im Angebot. Einerseits werde die neue Buslinie den Stadtteil Styrum besser bedienen (Fahrt über die Moritzstraße, Schloß Styrum). Andererseits werde Mülheims Osten durch die Linienführung erstmals direkt an den Hauptbahnhof angebunden. Das verspreche mehr Kunden – und mehr Einnahmen.
Das zweite von der Stadt vorgebrachte Argument pro Bus dürfte die ärgern, die den großen Investitionsstau im Straßenbahn-Fuhrpark schon lange kritisieren. Eine Buslinie 110, so die Stadt, biete mit Niederflurbussen bessere Einstiegsmöglichkeiten für Fahrgäste. Jüngst hatte selbst die Düsseldorfer Bezirksregierung sich aufgefordert gefühlt, Mülheims ausbleibende Investitionen in Niederflurbahnen scharf zu kritisieren.
Anbindung ans Zentrum
Busse erst mal ein Jahr auf Probe, um bei Bedarf doch auf die Schienen zurückzugehen? Nein! Straßenbahnen sind komfortabler, umweltfreundlicher -- ja, aber: Die 110 soll eingespart werden. Busse sollen rollen. Das einzige Zugeständnis, dass die Verwaltung nach den Bürgerversammlungen zu machen bereit ist: Sie will prüfen, ob die Buslinie über die Friesenstraße hinaus zum Ruhrstadion verlängert werden kann.
Am anderen Ende der Linie in Raadt sieht die Verwaltung ohnehin keine Widerstände: Zwar habe eine dortige Bürgerinitiative knapp 1800 Unterschriften eingereicht – im Kern aber gehe es den Unterzeichnern nicht um den Erhalt der Straßenbahn, so Verkehrsplaner Roland Jansen, sondern um eine Anbindung im 20-Minuten-Takt ans Zentrum. Das sei durch die Buslinie gewährleistet – und entspreche der Nachfrage. Busbedienung ist angemessen
Dass die Straßenbahn 110 nicht mehr lange rollt, scheint am ehesten politisch konsensfähig zu sein. Allerdings dürfte die Bezirksregierung hier noch ein gewichtiges Wort mitreden. Sie hat angedeutet, dass sie ohne Abstriche Fördermittel in Millionenhöhe zurückfordern wird, sollte die Stadt an die 110 Hand anlegen.
Die Fraktion der Grünen hat die politische Konkurrenz für Ende Februar zu einem Runden Tisch eingeladen, um über ein konsensfähiges Linienkonzept fernab der Verwaltungsvorlage zu sprechen. Zusagen gibt es laut Axel Hercher, dem verkehrspolitischen Sprecher der Grünen, von den MBI, der Piratenpartei und der SPD. Die Grünen wollen gerne den Südast der Straßenbahn 110 erhalten, die SPD hat zumindest einen Auftrag an die Verwaltung formuliert, die Realisierbarkeit einer Ringlinie 112 über den Kaiserplatz hinaus über Oppspring und Bismarckstraße zu untersuchen. „Die Frage ist“, so Hercher, „wie ernst es der SPD damit ist.“ Vorschläge zu einer Ringlinie über den Südast der 110 von MBI und eines Mülheimer Bürgers, der als Verkehrsplaner im östlichen Ruhrgebiet arbeitet, weist die Verwaltung entschieden zurück. Zu teuer sei die Instandsetzung der Strecke. Wiederholend heißt es: „Eine Busbedienung mit Standardbussen mit 20-Minuten-Takt zwischen Styrum und Flughafen ist angemessen.“
Weitere Vorschläge und Stellungnahmen der Stadtverwaltung:
Verlängerung der 112 zum Flughafen: Dafür gebe es nicht ausreichend Niederflurbahnen.
Verlängerung der 102 zur Saarner Kuppe: Als erster Schritt sei eine Verlängerung bis zur Alten Straße zu prüfen.
Verlängerung der U 18 bis zur neuen FH: Technisch nicht umsetzbar. Stadtbahnwagen und Wagen der 901 fahren auf unterschiedlicher Regelspur.
Verlängerung der 104 über Abzweig Aktienstraße hinaus bis zum Umstiegspunkt Helenenstraße oder zum Hauptbahnhof Essen: Das muss die Stadt Essen entscheiden. Diese lehne es ab, da sie am Abzweig schon bessere Anschlüsse geschaffen habe.
Reaktivierung der Straßenbahn am Kassenberg entlang: Die Fahrt mit der 102 über Broich nach Saarn dauere nur ein, zwei Minuten länger, bediene aber mehr potenzielle Kunden an der Strecke.
Im Kahlenbergviertel soll ein vergleichsweise hoher Prozentsatz mit dem Auto fahren, Potential wäre hier durchaus vorhanden. Auf dem Ast Stadtmitte - Styrum gibt es Konkurrenz durch S1/S3 und Parallelverkehr mit der 112 bis MH-West. Zumindest der Südast Stadtmitte - Oppspring sollte mit modernen Bahnen und gutem Taktangebot zu retten sein.
Bei der MVG haben Busse deutlichen Vorrang. Keiner ist länger als 13 Jahre im Einsatz, gerüchteweise soll es eine Großbestellung Gelenkbusse geben, um die 6 mit roter Plakette zu ersetzen. Wichtiger wären aber neue Bahnen. Es kommt immer wieder zu Kursausfällen und in einer Stadt mit so hohem Durchschnittsalter wäre Barrierefreiheit wichtig. 3 neue würden erst einmal reichen, um das Risiko von Ausfällen deutlich zu reduzieren.
Zitat von Markus Ü.Im Kahlenbergviertel soll ein vergleichsweise hoher Prozentsatz mit dem Auto fahren, Potential wäre hier durchaus vorhanden.
Wenn wir mal ehrlich sind, fährt wohl niemand aus dem Kahlenbergviertel freiwillig mit der Straßenbahn - selbst wenn der Takt verdichtet und Niederflurfahrzeuge eingesetzt würden. Ganz im Gegenteil: Plötzlich würd's deutlich mehr Beschwerden geben...
Zitat von Markus Ü.Im Kahlenbergviertel soll ein vergleichsweise hoher Prozentsatz mit dem Auto fahren, Potential wäre hier durchaus vorhanden. Auf dem Ast Stadtmitte - Styrum gibt es Konkurrenz durch S1/S3 und Parallelverkehr mit der 112 bis MH-West.
Da hast du vollkommen Recht. Wobei man sich dann schon Fragen nach der Daseinsberechtigung der 110 auf dem Stück zur Friesenstraße gefallen lassen muss. Die S-Bahn fährt schneller und häufiger und erschließt, zusammen mit der 112, fast das gesamte Gebiet, welches auch von der 110 bedient wird. Einzig das Stück zur Friesenstraße lebt ohne schienengebundene Konkurrenz. Dennoch fährt dort ein Bus lang, der nach meiner Erfahrung immer besser ausgelastet ist als die Straßenbahn. Größtes Manko: Die 110 hält im Bereich Friesenstraße nicht einmal vor dem Einkaufszentrum sondern in deutlicher Entfernung. Da würde ich dann auch lieber den Bus nutzen!
Zitat von Markus Ü.Bei der MVG haben Busse deutlichen Vorrang. Keiner ist länger als 13 Jahre im Einsatz, gerüchteweise soll es eine Großbestellung Gelenkbusse geben, um die 6 mit roter Plakette zu ersetzen.
Ein Einsatzdauer von rund 13 Jahren ist aber meines Erachtens guter Durchschnitt. Kaum ein kommunales Nahverkehrsunternehmen in unserer Region setzt heute noch Busse ein, die von 1998 oder früher sind.
Zitat von Markus Ü.Wichtiger wären aber neue Bahnen. Es kommt immer wieder zu Kursausfällen und in einer Stadt mit so hohem Durchschnittsalter wäre Barrierefreiheit wichtig. 3 neue würden erst einmal reichen, um das Risiko von Ausfällen deutlich zu reduzieren.
Um die Zahl der Kursausfälle zu minimieren wurden letztes Jahr schon vier Fahrzeuge gebraucht von der BOGESTRA beschafft. Und wenn wir mal ehrlich sind: Der Wagenpark im Straßenbahnbereich reicht, auch ohne die BOGESTRA-Wagen, dicke für den Betrieb. Man konnte ja sogar vor einigen Jahren noch in Doppeltraktion mit M6 auf der 102 fahren. Dank des hohen Schadbestands ist das auch nicht mehr der Fall. Neue Wagen bringen in Mülheim aber erst die Wende, wenn auch wieder in die Infrastruktur und Wartung investiert wird - und das ist in erster Linie Aufgabe der Stadt!
Der Wagenpark der Mülheimer Straßenbahn reicht nur auf dem Papier. Tatsächlich würde ich denken, dass es regelmäßig knapp ist, die erforderlichen 25 Wagen zu stellen, die vier BoGeStra-Wagen und die jeweils fünf Essener Leihwagen sind nur dem "Reparaturstau" geschuldet.
Dass 110 und S1/S3 wirklich in direkter Konkurrenz stehen, mag auf dem Liniennetzplan vielleicht so aussehen, das gilt vorrangig sicher nur für die Fahrgäste, die zum Hauptbahnhof wollen. Der S-Bf. Styrum erschließt keineswegs den gesamten Stadtteil.
Tatsächlich habe ich auf der 110 regelmäßig "Sitzplatzgarantie" erlebt. Ich fahre aber auch nicht zu den Schülerhauptzeiten dort und ich würde bezweifeln, dass Busse das einfach so bewältigen. Bezüglich der 104 müsste man außerdem so ehrlich sein, einen Schritt weiter zu denken: Ist Hauptfriedhof - Flughafen erstmal stillgelegt, werden auf dem Abschnitt Oppspring - Hauptfriedhof die Fahrgastzahlen sinken, die Gleise schlecht sein usw., dann Kaiserplatz - Oppspring usw. usw.
Da fragt man sich aber, wie man noch vor fünf bis zehn Jahren das Straßenbahnnetz bedienen konnte, als die BOGESTRA-Wagen noch nicht im Einsatz standen und auch der Bus nicht regelmäßig Ersatz für die Straßenbahn fahren musste? Es hat keine Netzerweiterungen oder Taktverdichtungen gegeben. Dennoch sind heute deutlich weniger Fahrzeuge einsatzbereit als vor wenigen Jahren. Da trifft es der Ausdruck "Reparaturstau" ziemlich deutlich, auch wenn es sehr diplomatisch ausgedrückt ist.
Auf diesem Luftbild von Google sehen wir einen Ausschnitt aus Mülheim. Grün eingezeichnet ist die S-Bahn, gelb die Linien 110 und 112. Und wie ich finde, erkennt man einen wichtigen Grund für die schwache Auslastung der 110 auf dem Ast zur Friesenstraße: Relevant für Fahrgastpotentiale ist nur der Bereich zwischen der Schnellstraße im Westen, der Eisenbahn im Norden und der Ruhr im Süden - ein insgesamt flächenmäßig eher kleiner Bereich, der zum Großteil auch von der 110 nur im nördlichen Randbereich erschlossen wird. Deshalb bin ich der Meinung, dass die Konkurrenz zwischen 110 und der S-Bahn durchaus gegeben ist. Die 110 bietet zwar mehr Haltestellen, fährt dafür aber auch deutlich seltener und braucht in die Innenstadt länger. Der Hauptbahnhof als Fahrtziel ist ja nicht nur für Umsteiger zur Eisenbahn oder den anderen ÖPNV-Linien interessant (Anschluss an die 102, 901 und U18 und an zahlreiche Busse), sondern auch wegen des Einkaufszentrums "Forum" ein paar Schritte weiter. Das ist im Gegensatz zum Bereich rund um die Haltestelle "Stadtmitte" regelmäßig gut gefüllt - und auch von der Vielzahl der Geschäfte der Stadtmitte deutlich überlegen - nicht umsonst hat der Kaufhof diese Filiale schließen müssen.
Ob sich der Ast zur Friesenstraße wirklich nur mit dem Argument eines möglichen Schülerverkehrs halten kann? Zumindest mit der jetzigen Linienführung direkt an der S-Bahn und dem frühen Ende des Astes an der Friesenstraße (ohne das dortige EKZ vernünftig zu bedienen) wage ich zu bezweifeln. Wo du sicherlich Recht hast ist die Tatsache, dass das Hemmnis fällt, weitere Äste - auch entlang der 104 - stillzulegen, sobald die letzten Bahnen auf dem Anschlussstück gefahren ist.
Fahren U18 und 901 nicht beide auf Normalspur? (Klar, die 901 ist niederflurig, die U 18 hat Hochflurwagen, aber die Spurweite?) EDIT: Frage hat sich erledigt, ich wusste nicht, dass die U18 auf Eisenbahnprofil fährt...
Der Stadt Mülhein scheint nicht wirklich klar zu sein, dass man mit einem Nahverkehrsangebot wie dort wohl eher Fahrgäste vergrault als gewinnt.
Ein klares JA zum Nahverkerszentrum Am Steinberg! Und bitte keine Künstlerateliers oder ähnliches! Zum Betriebshof Am Steinberg
Der Dominoeffekt ist wirklich zu befürchten. Es wäre schlecht für das Südbad und die RWE-Halle, leider wird montags bis freitags der Ast Stadtmitte - Hauptfriedhof bereits ab ca. 18:20 Uhr ausgedünnt.
Zitat von Alexander SchmitzDa fragt man sich aber, wie man noch vor fünf bis zehn Jahren das Straßenbahnnetz bedienen konnte, als die BOGESTRA-Wagen noch nicht im Einsatz standen und auch der Bus nicht regelmäßig Ersatz für die Straßenbahn fahren musste? Es hat keine Netzerweiterungen oder Taktverdichtungen gegeben. Dennoch sind heute deutlich weniger Fahrzeuge einsatzbereit als vor wenigen Jahren. Da trifft es der Ausdruck "Reparaturstau" ziemlich deutlich, auch wenn es sehr diplomatisch ausgedrückt ist.
Vor einigen Jahren war sogar mehr Betrieb: bis Mitte 2005 fuhr die 110 auch samstags alle 20 Minuten, bis Mitte 2006 begann samstags das Tagnetz um 4:30 Uhr, heute ist es 7:00 Uhr.
Dass man an einigen Tagen trotz Bogestra-Wagen und Essener Leihfahrzeuge nicht alle Umläufe bestückt kriegt, verdeutlicht den hohen Schadbestand. Vielleicht kann man sich an eine Straßenbahnbestellung der EVAG beteiligen, wäre bestimmt günstiger.
Zitat von Kevin ValteHey, In der Essener Bestellung ist eine Option, von 5 Wagen für Mülheim drin. Die Stadt Mülheim muss nur grünes Licht geben...
Das sollte sie besser mal, eine solche Chance wird sie wahrscheinlich so schnell nicht mehr kriegen. 5 Bahnen müssten auf jeden Fall reichen, um alle Umläufe der 112 mit Niederflurwagen zu besetzen. Dadurch hat man mehr Dreiteiler für die 102 und so eine seit längerem existierende Kundenbeschwerde (6-Achser Einsatz im Schülerverkehr) beseitigt.
Zitat von Alexander Schmitz... Grün eingezeichnet ist die S-Bahn, gelb die Linien 110 und 112. Und wie ich finde, erkennt man einen wichtigen Grund für die schwache Auslastung der 110 auf dem Ast zur Friesenstraße: Relevant für Fahrgastpotentiale ist nur der Bereich zwischen der Schnellstraße im Westen, der Eisenbahn im Norden und der Ruhr im Süden - ein insgesamt flächenmäßig eher kleiner Bereich, der zum Großteil auch von der 110 nur im nördlichen Randbereich erschlossen wird. Deshalb bin ich der Meinung, dass die Konkurrenz zwischen 110 und der S-Bahn durchaus gegeben ist. Die 110 bietet zwar mehr Haltestellen, fährt dafür aber auch deutlich seltener und braucht in die Innenstadt länger. Der Hauptbahnhof als Fahrtziel ist ja nicht nur für Umsteiger zur Eisenbahn oder den anderen ÖPNV-Linien interessant (Anschluss an die 102, 901 und U18 und an zahlreiche Busse), sondern auch wegen des Einkaufszentrums "Forum" ein paar Schritte weiter. Das ist im Gegensatz zum Bereich rund um die Haltestelle "Stadtmitte" regelmäßig gut gefüllt - und auch von der Vielzahl der Geschäfte der Stadtmitte deutlich überlegen - nicht umsonst hat der Kaufhof diese Filiale schließen müssen.
Fahrgäste der 110 kommen auch aus dem Bereich Lohkamp/Jägerstraße (über die A40-Brücke und dann die Treppe hinunter zur Schleife). Macht natürlich die Bahnen auch nicht rappelvoll, aber zur S-Bahn werden diese Leute nicht gehen (zu weit). Gleiches gilt nach meinen Beobachtungen auch für Fahrgäste für den Bereich Meisselstraße / Siegfriedbrücke, hier sind noch am ehesten mal nmahfte Zahlen zu entdecken.
Dass das Einkaufszentrum zwischen Hauptbahnhof und Kaiserplatz stets gut gefüllt ist, könnte ja auch an der ungenügenden Anbindung des Straßenbahnnetzes an den Hauptbahnhof liegen... nein, ist natürlich übertrieben, aber viele die da durchgehen, kaufen nicht ein. MH-West habe ich eigentlich noch nie Fahrgäste für die S-Bahn gesehen, zumal hier ja auch nur die S3 alle 20 Minuten hält.
Bliebe nur die Frage, wie lange man in Mülheim was von den neuen NF-Triebwagen hätte, da diese ja in der Regel noch wartungsintensiver sind, als die Altfahrzeuge. Eventuell sollte man eher mal daran gehen, die vorhandenen Fahrzeuge über Fremdfirmen (EVAG, BoGeStra, nur um die mit direktem Schienenanschluss zu nennen) warten und instand setzen zu lassen, um den Reparaturstau abzubauen. Bei der derzeitigen Wartung würden sich die neuen NF-Wagen doch nur nach dem ersten Blechschadenunfall in die Reihe der defekten Fahrzeuge einreichen und dort vergammeln, wie es die bereits vorhandenen NF-Wagen ja scheinbar auch tun. Als ich das letzte Mal in Mülheim war, waren ca. 50% der 112 mit (Großteils-)Hochflurwagen unterwegs... Der Stilllegung der 110er-Außenäste wäre nur unter der Verpflichtung zuzustimmen, das Restnetz zeitgemäß auszubauen. Für die Dauer des Ausbaus ist der Verkehr auf der Linie 110 mit Straßenbahnen aufrecht zu erhalten. Nach dem Ausbau gilt es, die Fahrgastströme über einige Jahre hinweg zu beobachten und dann eine Entscheidung für oder gegen die 110 zu treffen.
In den Styrumer Streckenast ist in den vergangenen Jahrzehnten leider so gut wie nichts investiert worden. Volker hat es schon geschrieben: An der Endstelle steigen einige Fahrgäste von der anderen Seite der A40 ein und aus. Dennoch liegt die Haltestelle eher suboptimal, besonderes für ältere Fahrgäste sind die vielen Treppenstufen ein Hindernis. Besser wäre ein (zusätzlicher) Haltepunkt vor der Schleifeneinfahrt, idealerweise vor der Kreuzung, damit - wie Alex schon anmerkte - auch das Einkaufszentrum besser erschlossen ist. Die Haltestelle "Hauskampstr." hat die MVG vor einiger Zeit ja ersatzlos für die 110 gestrichen. Das hat die Linie noch unattraktiver gemacht, für die Fahrgäste bleibt nur der Weg zur Endstelle oder der Weg zum Bahnhof Styrum. Und ehe man dann mit der 110 in die unattraktive Innenstadt gondelt, fährt man eben lieber mit der S-Bahn zum Hauptbahnhof. Die kommt nicht nur häufiger, sondern bringt einen auch noch nach Duisburg und Essen. Wer shoppen will, der ist da sicher besser aufgehoben.
Die Strecke durchs Kahlenbergviertel ist vor allem zur Schulzeit gut ausgelastet. Da die 104 morgens chronisch überlastet ist, nutzen viele Schüler die 110 bis zum Oppspring. Klar: Ein, zwei E-Wagen auf der 104 würden für erhebliche Entlastung sorgen, dafür braucht man keine zusätzliche Strecke ...
Aus Fahrgastsicht sind besonders die Linien 104 und 110 eher unattraktiv: Alte Wagen, spärlich ausgestattete Haltestellen, die oft nur aus einem Schild am Fahrbahnrand bestehen. Wer fährt da freiwillig Bahn?
Die Tram in Mülheim hat sicher Potenzial - man könnte es nutzen, aber das kostet Geld. Und das ist nicht da.
MöBahn.de - Das etwas andere Forum für den ÖPNV
»
ÖPNV in Deutschland, Europa und der Welt
»
Tram, Bus und Co.
»
Ruhrgebiet
»
Stadt Mülheim bleibt beim Aus für die 110
18.02.2012 17:49 (zuletzt bearbeitet: 18.02.2012 19:51)
Foren-Chat
0
Thema drucken
Antworten
