ich habe ein paar Fragen zu Auslandszulassungen von Loks und Wagen:
1) Ist es richtig, daß die tabellarischen Aufschriten an Loks UIC- und an Wagen RIC-Raster genannt werden?
2) Gibt es dabei eine einheitliche Anordnung der Buchstaben? (z.B. A, B, CH und F immer in der oberen Reihe und immer in dieser Reihenfolge)
3) Gelten die Aufschriften auch weiterhin, falls diese durch eine Neulackierung nicht mehr sichtbar sind? (z.B. 218 137-8 fuhr früher bis nach Nijmegen und heute durch die Eifel. Dürfte diese spontan wieder das niederländische Schienennetz benutzen?)
4) Ist es richtig, daß es mehrere Stufen von Auslandszulassungen gibt? - Keine: Benutzung nur gestattet, falls Strecke mit Indusi ausgestattet (z.B. 110, 111, 140, 143, 151 oder 225 zwischen Kaldenkirchen und Venlo sowie 644 zwischen Gronau und Enschede) - Eingeschränkte: Benutzung nur auf bestimmten Strecken gestattet, Lok hat keine ausländische Zugbeeinflussung (z.B. 218 zwischen Dalheim und Roermond sowie zwischen Kranenburg und Nijmegen) => "gemäß besonderer Vereinbarung" - Volle: Uneingeschränkte Benutzung gestattet, Lok ist mit ausländischer Zugbeeinflussung ausgestattet (z.B. 189 oder Class 66)
5) Kennt jemand von Euch eine Datenbank oder eine Fotosammlung, in der alle Auslandszulassungen gelistet sind?
6) Eine komplexe Frage beschäftigt mich seit längerer Zeit: Der Heizgenerator einer 218 muß beim Einsatz in den Niederlanden ausgeschaltet sein (auch bei kompatiblen Wagen).
Warum? Ich vermute, daß Probleme durch die Rückleitung der Zugsammelschiene über die Schienen entstehen. a) Die 218 erzeugt 1000V Wechselspannung für die Zugsammelschiene (niederländische Loks hingegen 1500V Gleichspannung). => Die niederländische Zugbeeinflussung ATB, welche ebenfalls mit Wechselströmen verschiedener Frequenz arbeitet, wird gestört. b) Die Trenntrafos zwischen den Signalabschnitten lassen den Wechselstrom nicht durch und damit nicht zurück zur Lok fließen. => Der Stromkreis wird beim Überfahren einer solchen Trennstelle kurzzeitig unterbrochen. Was meint Ihr zu meinen Erklärungen? Ist das alles Unsinn oder stimmen meine Vernmutungen?
Viele Grüße und ein frohes Weihnachtsfest wünscht Euch Nils
Zu 1: Am besten mal einen unserer Betriebseisenbahner fragen... Zu 2: Theoretisch ja. Bei der DB werden die Aufkleber komplett mit allen Länderkürzeln hergestellt. Die unpassenden werden dann beim Kleben einfach weggelassen. Zu 3: Theoretisch muss das Raster dran stehen. Wenn eine Baureihe einmal im Ausland zugelassen wird, gilt die Zulassung meines Wissens auch ohne Raster (außer bei temporären Zulassungen). Zu 4: Müsste so sein. Weiterhin gibt es da noch die Einschränkungen auf bestimmte Streckenklassen. Zu 5: Normalerweise steht bei Wikipedia bei jeder Baureihe die Zulassung bei. Wir könnten natürlich hier eine Liste in einem einheitlichen Format beginnen, die von jedem User erweitert werden kann. Zu 6: Deine Vermutungen dürften beide zutreffen. Wichtigerer Grund dürfte aber die Störung der ATB sein...
Hallo Nils T. ich versuch dann mal aus Betriebseisenbahnersicht deine Fragen bestmöglich zu beantworten.
Zitat von Nils T.Hallo zusammen, ich habe ein paar Fragen zu Auslandszulassungen von Loks und Wagen: 1) Ist es richtig, daß die tabellarischen Aufschriten an Loks UIC- und an Wagen RIC-Raster genannt werden?
Das ist nicht mehr so ganz richtig. Die Bezeichnung RIC ist das internationale austausch Verfahren für Wagen jeder Bauart, sowohl der der Personenwagen als auch der Güterbeförderung. Durch die Angleichung der einzelnen Bahnsysteme (DB Netz, Infrabel, NedTrain, usw.) fiel die bezeichnung RIC weg und wurde ebenfalls zum UIC Raster. UIC= United International Cooperation. Volksmündlich spricht man auch vom Länder- oder Zulassungsraster. In Vorschriften wird also nur noch das UIC Raster erwähnt. Aber mit deiner Anmerkung lagst du also nicht ganz falsch.
Zitat von Nils T. 2) Gibt es dabei eine einheitliche Anordnung der Buchstaben? (z.B. A, B, CH und F immer in der oberen Reihe und immer in dieser Reihenfolge)
Nein gibt es nicht. Wichtig ist nur, das die Triebfahrzeuge und die Wagen die Kennung tragen, in welcher Rheienfolge ist dort unerheblich. Meißt ist es so, das die Länder deren Zugelassungen die Trriebfahrzeuge erhalten haben,in chronologischer Rheienfolge angebracht werden. Siehe z.B die neuen 189er die das PCW verlassen; haben unter anderem noch die Polen Zulassung bekommen obwohl es D A CH Loks waren. Das PL hätte auch am Anfang stehen können. Viel interessanter ist es allerdings bei den Herstellern. Viele setzten das Produktionsland an erste Stelle. Alstom hat Grundsätzlich das F an erster Stelle, obwohl die Maschine das Land nie wieder sehen wird. So passiert bei einigen RENFE Loks.
Zitat von Nils T. 3) Gelten die Aufschriften auch weiterhin, falls diese durch eine Neulackierung nicht mehr sichtbar sind? (z.B. 218 137-8 fuhr früher bis nach Nijmegen und heute durch die Eifel. Dürfte diese spontan wieder das niederländische Schienennetz benutzen?)
Ja. Unerheblich ob die Zulassung noch angeschrieben ist!! Jede Lokomotive besitzt ein Betriebsbuch, also quasi der Fahrzeugschein der Lokomotiven, dort sind alle technischen Veränderungen jeder Baugruppe hinterlegt. Selbst wenn ein neuer Luftbehälter eingebaut wird, wird dieses dort vermerkt. Die Zulassung für einen anderes Infrastruktur Netz wird ebenfalls dort hinterlegt und bescheinigt. Allerdings kann es dazu auch Ausnahmen geben. Näheres dazu unter Frage 6.
Zitat von Nils T. 4) Ist es richtig, daß es mehrere Stufen von Auslandszulassungen gibt? - Keine: Benutzung nur gestattet, falls Strecke mit Indusi ausgestattet (z.B. 110, 111, 140, 143, 151 oder 225 zwischen Kaldenkirchen und Venlo sowie 644 zwischen Gronau und Enschede) - Eingeschränkte: Benutzung nur auf bestimmten Strecken gestattet, Lok hat keine ausländische Zugbeeinflussung (z.B. 218 zwischen Dalheim und Roermond sowie zwischen Kranenburg und Nijmegen) => "gemäß besonderer Vereinbarung" - Volle: Uneingeschränkte Benutzung gestattet, Lok ist mit ausländischer Zugbeeinflussung ausgestattet (z.B. 189 oder Class 66)
Grundsätzlich gilt, das alle Triebfahrzeuge mit den Landestypischen Sicherungseinrichtungen ausgestattet sein müssen. Ausnahmen werden in den Nutzungsbedingungen "Länderübergreifender Bahnverkehr" geregelt. Dies kann z.B sein: Die Baureihe 185 besitzt keine Zulassung für die Niederlande, wird aber gemäß der Vereinbarung auf Holländischem grund gedultet und Akzeptiert. Sie besitzt also nur eine sog. Teizulassung oder auch Duldung genannt. Unberührt bleiben dafür natürlich die Testfahrten. Diese sind unter ständiger Beobachtung durch die Entsprechenden Landes- bzw Bundesbehörden (EBA, BAV, Inrabel, NedTrain usw...)
Zitat von Nils T. 5) Kennt jemand von Euch eine Datenbank oder eine Fotosammlung, in der alle Auslandszulassungen gelistet sind?
Sorry hier muss ich passen. Hierzu möchte ich nur Anmerken, das viele Seiten im Netz einiges über die Zulassungen hergeben. Einfach mal Nachgoogeln.
Zitat von Nils T. 6) Eine komplexe Frage beschäftigt mich seit längerer Zeit: Der Heizgenerator einer 218 muß beim Einsatz in den Niederlanden ausgeschaltet sein (auch bei kompatiblen Wagen).
Warum? Ich vermute, daß Probleme durch die Rückleitung der Zugsammelschiene über die Schienen entstehen. a) Die 218 erzeugt 1000V Wechselspannung für die Zugsammelschiene (niederländische Loks hingegen 1500V Gleichspannung). => Die niederländische Zugbeeinflussung ATB, welche ebenfalls mit Wechselströmen verschiedener Frequenz arbeitet, wird gestört. b) Die Trenntrafos zwischen den Signalabschnitten lassen den Wechselstrom nicht durch und damit nicht zurück zur Lok fließen. => Der Stromkreis wird beim Überfahren einer solchen Trennstelle kurzzeitig unterbrochen. Was meint Ihr zu meinen Erklärungen? Ist das alles Unsinn oder stimmen meine Vernmutungen?
Viele Grüße und ein frohes Weihnachtsfest wünscht Euch Nils
Du hast mit deiner Vermutung A recht. Durch Inbetriebnahme der ATB 2 ist es für die Sensiebele Elektronik nicht mehr möglich gewesen sicher zu funktionieren. Wie bereits in Frage 4 angesprochen ist dies eine Ausnahme die es einem Triebfahrzeug ermöglicht weiterhin in einem anderen Land zu fahren. So hat es sich z.B zugetragen das Die Hupac Tauren zeitweise ihre Deutsche und/oder ihre Schweizer Zulassung verloren haben. Grund war der Dauer Erregte INTEGRA Magnet. In Deutschland störte er die Einschaltkontakte der Bahnübergänge. Folge war das sich Die BÜ's entweder nicht schlossen oder wieder auf gingen. So wurde Kurzerhand der Magnet gekappt und die Lok konnte in Deutschland fahren verlor aber so ihre Schweiz Zulassung. Umgekehrt hatten die Loks natürlich ihre Deutschland Zulassung verloren auf Grund des Magneten. Zwischenzeitlich ist dies aber behoben worden.
Ich hoffe ich konte deine Fragen beantworten. Grüße Günni
herzlichen Dank für Eure Antworten. Nun bin ich endlich etwas schlauer, was diese Fragestellungen angeht.
Ich hatte schon befürchtet, bei diesen exotischen Fragen könnte mir keiner mehr helfen...
@ Günni: Ich habe mich schon mehrmals mit einem jungen Eisenbahner in Hochneukirch unterhalten. Leider habe ich es aber bisher versäumt, mich dabei mit Namen vorzustellen. Kann es sein, daß wir uns deshalb schon persönlich kennen?
Viele Grüße und nochmals danke für Eure Hilfe Nils
MöBahn.de - Das etwas andere Forum für den ÖPNV
»
ÖPNV in Deutschland, Europa und der Welt
»
Informationen rund um den ÖPNV
»
Fragen zum Nah-, Fern- und Güterverkehr
»
Frage: Auslandszulassungen von Loks und Wagen
23.12.2008 22:41 (zuletzt bearbeitet: 23.07.2010 10:09)
Foren-Chat
0
Thema drucken
Antworten
