Eben im Internet gefunden =)

Quelle: http://www.mainpost.de/lokales/main-spes...;art772,4891521




Würzburg Hauptbahnhof: In Reih und Glied steht sie da, diese ganze Batterie neuer Automaten, von denen jeder drei Arbeitskräfte am Schalter erspart. Und sie scheinen gut anzukommen bei den Reisenden. An jedem klebt mindestens einer, an manchen stehen auch kleine Schlangen oder diskutierende Menschentrauben. Scheint spannend zu sein.

In zehn Minuten fährt mein Zug nach Karlstadt. Ich stelle mich an, nur einer ist noch vor mir. Gleich werde ich drankommen. Komisch, früher reichten doch drei Automaten. Warum jetzt 15? Einige Bildschirme zeigen weihnachtliches Ambiente, Kinder mit Nikolausmützen, Päckchen mit Schneeflöckchen. Gibt es hier auch Weihnachtsgeschenke? Hoffentlich bin ich richtig. Am Rand des Bildschirms in nüchtern schwarzen Lettern: „Fahrkarten.“ Also doch.

Der vor mir braucht aber lang. Manche schnallen‘s einfach nicht. Doch auch die anderen sind nicht schneller. Endlich bin ich an der Reihe. Passt, in fünf Minuten fährt mein Zug.

„Bitte drücken Sie auf den Bildschirm oder führen Sie Ihre BahnCard ein.“ Los geht‘s. Nach dem Berühren des Bildschirms öffnen sich vier Felder, eines davon heißt „Fahrkartenkauf“.

Schon die nächste Bildschirmansicht lässt annehmen, dass dieser Fahrkartenkauf kurz bevorsteht. Nur noch das Ziel eingeben, so wie man es bisher gewohnt war, dann wird die Kiste schon ihr Geld wollen. Karlstadt ist leider nicht unter den sechs vorgegeben Orten. Also K-A-R eingetippt, und es erscheinen 17 Orte von Karlsruhe bis Karthaus, unter denen sich auch Karlstadt befindet. Gleich ist es so weit. In vier Minuten fährt der Zug.

Hoppla, in der nächsten Ansicht gibt es die Wahlmöglichkeit zwischen „Fahrkartenkauf“ und „Expresskauf“. Also doch Spielzeug für Weihnachten? Einen Express will ich aber nicht. Unsere Kinder spielen nicht mit Eisenbahnen. Ich entscheide mich wieder für den „Fahrkartenkauf“.

Zwischen „1 Erwachsener“, „mehrere Erwachsene“, „Erwachsene mit eigenen Kindern“ und noch mehr anderen Varianten soll ich wählen. Wo ist eigentlich die Taste für „geliehene Kinder“? Quatsch.

Die Taste „1 Erwachsener“ führt zu der Aufforderung „Bitte wählen Sie Ihre BahnCard.“ Ich wollte doch gar keine Bahncard kaufen. Dann muss wohl das Feld „keine BahnCard“ richtig sein. Gut, die nächste Entscheidung zwischen „1. Klasse“ und „2. Klasse“ fällt leicht. Die zweite ist teuer genug. Dann darf bestimmt gezahlt werden. Das klappt schon noch. In drei Minuten fährt mein Zug.

„Bitte wählen Sie Ihr gewünschtes Reisedatum für die Hinfahrt?“ Wie bitte? Bald fährt der Zug. Und der Bildschirm ist voller Wahlmöglichkeiten: „Abfahrt sofort“, „Ankunft morgen“ und so weiter. So lange wollte ich eigentlich nicht bis Karlstadt unterwegs sein. „Sofort!!“

Der nächste Bildschirm meint es gar nicht gut mit mir. Er bietet wieder drei Wahlmöglichkeiten: „alle inkl. ICE“, „alle außer ICE“, „alle außer ICE/EC/IC“. In zwei Minuten fährt der Zug. Unten leuchten verlockend die Tasten mit den Aufschriften „Hilfe“ und „Abbruch“. „Hilfe“ oder lieber gleich schwarzfahren? Gibt es denn dafür keine Taste? Nein, das stehst du durch. Wann fährt der Zug nochmal?

„Bitte wählen Sie, falls gewünscht, Ihr Reisedatum für die Rückfahrt.“ Jetzt reicht's aber. Kurz zuckt der Finger über der Hilfetaste. Nein: „Keine Rückfahrt.“ Am besten überhaupt nie wieder eine Bahnfahrt. Oder zumindest erst nach einem Informatikstudium.

Verflixt. „Sind die Reisedaten korrekt? Bitte wählen Sie Verbindungen/Fahrkarte/Reservierungen.“ Dass ich eine Fahrkarte will, habe ich ihm doch schon vor zwei Minuten gesagt. Was will der vermaledeite Automat noch von mir? Bitte machen Sie einen Kopfstand oder was? Überhaupt: Bitte, bitte, ich will jetzt keine Bitte mehr sehen, ich will eine Fahrkarte! In einer Minute fährt der Zug.

„Bitte wählen Sie eine Verbindung. Ein „!“ kennzeichnet voraussichtlich starke Nachfrage. Durch Drücken der jeweiligen Überschrift können Sie eine andere Sortierung auswählen.“ Hilfeeeee! Nein, Halt. „5,10 EUR – Bitte hier drücken.“ Das muss es sein.

Der nächste Bildschirm sieht sehr gut aus: „Bitte wählen Sie: Weiter zum Fahrkartenkauf.“ Will ich ja die ganze Zeit. „Bitte bezahlen Sie mit einem der angegebenen Zahlungsmittel.“ Die Münzen, die dieser nächste Bildschirm anzeigt, sind alle kleiner als zwei Euro. Ich habe aber schon fünf Euro eingeworfen und nur noch ein Zwei-Euro-Stück oder Scheine. Das ist eine Verschwörung. Der Automat will mich fertigmachen. Er macht mir unmissverständlich klar, dass er nicht wechseln wird. Für eine Fahrkarte, die 5,10 kosten, soll ich der Bahn 7,00 Euro in den Rachen schmeißen? Nie und nimmer.

Eine bahnuniformierte Dame entdeckt mich hilfloses Bündel, signalisiert souverän geschult Verständnis und zeigt mir, wie ich über den „Expresskauf“ in wenigen Schritten nicht einen Express, sondern eine Fahrkarte nach Karlstadt bekomme – natürlich am benachbarten Automaten, denn der hat Wechselgeld.

Danke. Ich habe die Fahrkarte. Der Zug ist weg. Und die Dame hat anscheinend einen krisensicheren Job. Im nächsten Leben werde auch ich Automaten-Hilfsdame. Nein: Automatenhersteller.

Ja, der Automat eignet sich wirklich nicht beim Ungeübten Kunden für schnelle Tickets.
Meine Spitzenzeit liegt bei 62 Sekunden.
Zur Situation kann ich nichts sagen. Alle Fragen, die der Automat gestellt hat, sind sinnvoll und verständlich.

Na dann sollte man aber auch Optionen wie Standartkauf...also Start und Zielort, Erwachsener und fertig oder halt "erweiteter Verkauf" wo man dann alles Abfragen kann.
Mir gehts auch auf den Geist wenn ich für ne einfache Fahrkarte stundenlang rumdrücken muss....mal abgesehen davon dass man auch mal Rücksicht auf die 80 jährige Oma nehmen sollte

Irgendwo draufpappen da skann ja jeder!

62 Sekunden brauchte ich für eine ungezielte Suche von Duisburg Hbf nach Brüssel Midi.