S-Bahn Nürnberg: Alte Züge auf neuen Gleisen

Die neuen Fahrzeuge werden nicht rechtzeitig bis Dezember zur Verfügung stehen.

Vor fast drei Jahren wurde das neue Schienenwunder der Firma Bombardier im Werk Henningsdorf mit reichlich Tamtam der geladenen Prominenz vorgestellt.

Heute ist klar: Die Baureihe ET 442 "Talent 2" ist als neues Nahverkehrs-Flaggschiff für die Deutsche Bahn bisher ein kompletter Reinfall. 321 Züge hatte der ehemalige Bahnchef Hartmut Mehdorn im Jahr 2007 geordert. Auftragswert: 1,2 Milliarden Euro.

Mehr als 170 sind von der DB bislang bestellt und sollten auf einigen Strecken wie zwischen Cottbus und Leipzig schon fahren oder in Kürze auf die Schiene gesetzt werden, wie für das erweiterte S-Bahn-Netz rund um Nürnberg. Doch damit wurde beziehungsweise wird es nichts. Die 42 neuen Züge für Nürnberg werden nicht rechtzeitig zum Fahrplanwechsel am 12. Dezember zur Verfügung stehen. Wie schon in Sachsen muss DB Regio Mittelfranken ein Ersatzkonzept stricken und auf alte Loks und Wagen setzen.

"Aus ganz Deutschland wurden dafur Fahrzeuge besorgt", so der Chef von DB Regio Bayern, Norbert Klimt. Doch daneben hat DB Regio noch mit ganz anderen Problemen zu kämpfen. "Wir haben allein 150 Triebfahrzeugführer, die für das neue Fahrzeug hätten geschult werden müssen". Dazu kommen weitere 100 Beschäftigte in den Werkstätten, die sich auf die Wartung und Reperatur des neuen "Talent 2" hätten einstellen müssen. Nun müssen alle auf die teils von privaten Eisenbahnunternehmen geliehenen 32 Loks und 82 Reisezugwagen vorbereitet werden, was einen "erheblichen Aufwand und Mehrkosten bedeutet", so Klimt.

Um das ab Dezember dreimal so große S-Bahn-Netz in Nürnberg auch mit alten Wagen wie vorgesehen zu betreiben, sind 35 Zugbegleiter und 25 Mitarbeiter in den Werkstätten zusätzlich nötig. Zu der Höhe der Mehrkosten wollte sich Klimt nicht äußern. Ebenso wenig zu der Frage, ob die Bahn gegenüber Bombardier Schadenersatzansprüche geltend machen wird. "Erst kümmern wir uns jetzt um das Ersatzkonzept", so Klimt. Fest steht auf jeden Fall jetzt schon, dass darunter vor allem Fahrgäste leiden werden, die auf die Barrierefreiheit gehofft hatten: Die Bahnsteighöhen sind auf die neuen Züge zugeschnitten. Jetzt werden bis zu 20 Zentimeter Höhenunterschied zu überwinden sein, was vor allem für Rollstuhlfahrer unzumutbar ist.

Klaus Baur, Geschäftsführer von Bombardier Transportation in Deutschland, entschuldigte sich bei "der Deutschen Bahn, den Fahrgästen und der Bayerischen Eisenbahngesellschaft" für die verzögerte Auslieferung der Fahrzeuge. Sie fehlen nicht nur in Nürnberg, sondern unter anderem auch rund um Koblenz und Trier.

30 der Fahrzeuge für Nürnberg seien fertig montiert, der Rest befinde sich in der Endmontage. Was fehlt ist allerdings nach wie vor die Zulassung des Eisenbahnbundesamts. Eine solche gibt es bislang nur für den Probebetrieb. Aber immerhin "stehen wir im Zulassungsverfahren nicht bei Null", so Baur. Vor allem an der Software müsse weiter gearbeitet werden, erklärte er. Sie habe die fehlerhafte Steuerung von Bremsen, Antrieb und etlichen anderen Komponenten verursacht, die unter anderem dazu führten, dass die drei für die Schulung in Nürnberg gelieferten Züge im Juli von der Bahn zurückgebracht wurden.

Die Schwierigkeiten bei der Fertigung sind laut Baur vor allem dadurch entstanden, dass sich während des langwierigen Zulassungsprozesses internationale Normen verändert hätten und es für die Baureihe keine Plattformzulassung gibt. Jedes von der Bahn abgerufene Fahrzeuglos ist auf die jeweils verschiedenen Anforderungen der Bestellerländer zugeschnitten und muss extra vom Eisenbahnbundesamt abgesegnet werden. Baur stellte aber klar, dass er damit "nicht den schwarzen Peter an das EBA weiterreichen will". "Die Zulassungsprozesse sind komplexer geworden, das haben wir unterschätzt". Die Fahrzeugindustrie müsse aber grundsätzlich solche Themen beherrschen. In Zukunft werde Bombardier aber "überdenken", ob Liefertermine von zwei Jahren wie bisher überhaupt noch zugesichert werden können.

Für das Werk in Henningsdorf, wo 2000 Mitarbeiter unter anderem den Talent 2 bauen, habe die Verzögerung keine direkte Auswirkung. "Die Produktion läuft ja, der Standort ist ausgelastet. Außer dass wir mit der Zulassung kämpfen, gibt es keine Probleme", so Baur. Wie das allerdings in Zukunft sein wird, ist eine andere Frage. Der Imageschaden durch die Schwierigkeiten mit dem Talent 2 ist enorm und Eisenbahnunternehmen werden in Zukunft wohl noch genauer überlegen, wo sie neue Züge in Auftrag geben.

Quelle: Nürnberger Nachrichten

Dann wird das mit dem pünktlichen Start bei DB Regio Unkraut wohl auch nix :)

Angeblich soll das Ersatzkonzept für die Nürnberger S-Bahn folgendermaßen aussehen:

S1: 111+x-Wagen+111
S2: 143+x-Wagen
S3: 185+n-Wagen+Bnrdzf
S4: 143+n-Wagen+143

Quelle: Nahverkehr Franken

Es dürfte also wieder spannend werden...

Nö, erst durch ne 141er in Nürnberg ersetzen und dann die orange-kieselgrauen 111er nach Düsseldorf geben...

Du hast ja auch keine weite Anreise... ;-)

Ich würd' abwarten, was überhaupt passiert und wie lange der Ersatzverkehr anhalten soll. Denn nach Möglichkeit würde ich die Tour so weit wie möglich vom Dezember wegschieben...

Nicht nur Winterzeit - allgemein ist der Tag kürzer um zu fotografieren...