Eine Offenbacher Firma organisiert im Internet Städteverbindung als „Gruppenreisen“. Und umgeht damit die Zulassungsbeschränkungen des Personenbeförderungsgesetzes.

Fernbusse sind nicht mehr aufzuhalten – das glauben zumindest drei junge Unternehmer aus Offenbach. Sie sind im politischen und juristischen Streit über die billige Konkurrenz zur Bahn schon einen Schritt weiter. Ihre YourBus GmbH umgeht die Zulassungsbeschränkungen des Personenbeförderungsgesetzes, die bisher noch die Genehmigung von innerdeutschen Buslinien in größerem Umfang verhindern.

Das Prinzip funktioniert wie eine Mitfahrerzentrale, nur dass Interessenten keine Autofahrer, sondern gleich einen Bus suchen, um ihr gewünschtes Fahrziel zu erreichen. Die Reisewilligen werden auf der Internetplattform DeinBus zusammengebracht, auf der sie ihr Reiseziel und den Wunschtermin eingeben. Finden sich genug Mitfahrer, organisiert die Firma, die in Friedrichshafen gegründet wurde und in der Heyne-Fabrik in Offenbach eine Dependance hat, einen Bus. Seit Dezember, sagt Mitgründer Alexander Kuhr, werden Fahrten angeboten. Derzeit kämen vier bis sechs Touren pro Woche zustande. „Die Nachfrage wächst“, so der 26-jährige Betriebswirt.

Die Idee entstand während des Studiums in Friedrichshafen. Zurück vom Auslandssemester, wollten drei Studenten auch in Deutschland billig mit dem Bus von einer Stadt zur anderen gelangen, beschreiben die Firmengründer die Idee. Die Hürden für Fernbuslinien sind hier aber sehr hoch, denn diese dürfen keine Konkurrenz zur Bahn oder bestehende Buslinien darstellen.

Um nicht mit dem Personenbeförderungsgesetz in Konflikt zu geraten, wird jede über das Unternehmen organisierte Fahrt als Gruppenreise deklariert. Wer eine Tour unternehmen will, sucht sich Mitfahrer und chartert dafür den Bus. Noch ist das System im Aufbau, regelmäßige Fahrten kommen laut Kuhr bisher nur zwischen Frankfurt und Köln zustande – eine Verbindung, die DeinBus auch als reguläre Fernbuslinie beantragt hat. Das Genehmigungsverfahren läuft derzeit noch.

Das Bundesverwaltungsgericht hatte Ende Juni entschieden, dass die Bahn auch innerhalb Deutschlands Konkurrenz auf der Straße dulden muss. Geklagt hatte das Busunternehmen Deutsche Touring, das eine Buslinie von Frankfurt nach Dortmund anbieten will. Die Richter hatten gefordert, dass Busse wesentlich günstiger als die Bahn sein müssen.

Viele Studenten als Kunden

Wesentlich günstiger als die Bahn dürfte DeinBus tatsächlich sein. Wer früh bucht, sagt Kuhr, kann für neun Euro von Frankfurt nach Köln kommen, wer sich kurzfristig meldet, zahlt 12,50 Euro. Wer so billig reist, muss aber risikobereit sein: 12 bis 15 Teilnehmer werden gebraucht, damit sich eine Tour rechnet. Sollten sich nicht genug Mitfahrer melden, fällt die Fahrt aus. „Wir sagen spätestens eine Woche vor dem Termin Bescheid, ob es klappt, damit sich Kunden noch Alternativen suchen können“, so Kuhr. Den Abfahrtsort erfahren Reisende mit der Buchungsbestätigung. Zehn Minuten vor Abfahrt sollen sie da sein.

Über 40 Prozent der Kunden seien Studenten, die wenig Geld ausgeben können, aufgrund von Fernbeziehung, Praktika oder Studienwechsel jedoch mobil sein müssen, beschreibt DeinBus das Klientel. Etwa 30 Prozent der Kunden hätten Migrationshintergrund, außerdem nutzten junge Familien oder alleinerziehende Eltern das Angebot, ergänzt Kuhr. Er glaubt an den Erfolg seines Unternehmens, das die drei Gründer derzeit schon ernähre: „Fernbusse haben eine große Zukunft.“

Quelle: Frankfurter Rundschau