Als eine von wenigen Straßenbahngesellschaften weltweit unterhält die Rheinbahn auf der Linie U76 immer noch einen Speisewagen. Drei Bistro-Abteile fahren täglich von Krefeld nach Düsseldorf.

Ein freundlicher Blick zu Hannelore, schon hat Gernot Petrasch ein kühles Königs Pilsener vor sich auf dem Tisch stehen. "Meistens trinke ich hier ein Bierchen, sie weiß Bescheid", sagt der 71-jährige Meerbuscher auf dem Weg nach Krefeld. Entspannt lehnt er sich zurück und schüttet langsam das Kaltgetränk in sein Glas. Etwa zweimal in der Woche fährt er die Strecke von Büderich, um einen Freund zu treffen. "Immer mit dem Speisewagen", sagt Petrasch. "Und wenn mal eine Bahn ohne Bistro kommt, warte ich lieber eine Viertelstunde auf die nächste."

"Fast nur Stammkunden"

Fahrgäste wie Petrasch schwören auf die gemütliche Überfahrt, zumal der Speisewagen auf der Linie U76/U70 in der deutschen Straßenbahn-Landschaft fast einmalig ist. Mit einigen Unterbrechungen verkehrt die rollende Wirtschaft bereits seit 1924 auf der Fernlinie zwischen Krefeld und Düsseldorf. Damals hatte sich der Breidenbacher Hof um das gastronomische Angebot gekümmert, heute heißt die Pächterin Doris Ridders.

Drei Bistroabteile mit je neun Tischen, 35 Sitzplätzen und einer etwa zwei Quadratmeter großen Edelstahlküche bewegt die Rheinbahn von früh morgens bis abends um acht. Um sechs Uhr morgens beginnt die Schicht der dienstältesten Bistro-Mitarbeiterin, und am Düsseldorfer Hauptbahnhof strömen die ersten Kunden in das mobile Bistro. "Wir haben fast nur Stammkunden", erzählt Hannelore, die ihren Nachnamen nicht in der Zeitung lesen möchte. Ihnen schmiert sie auf ihrem Weg zur Arbeit die Brötchen und balanciert heißen Kaffee oder Kakao durch die Gänge.

Zu Stoßzeiten sind alle Tischchen belegt, und die größte Herausforderung ist, die ein- und aussteigenden Kunden im Blick zu behalten. Es ist wackelig und eng, aber dafür nicht so stressig wie in den Kneipen, sagt Hannelore, die vor etwa sechs Jahren aus der Altstadt auf die Schiene gewechselt ist.

Am Vormittag wird es ruhiger, und der Speisewagen ist der einzige Waggon mit Sitzplatzgarantie. Nele van Deyk steigt an der Luegallee ein und bestellt eine Cola. Sie freut sich vor allem auf ein wenig Ruhe vor der Arbeit. "Immer wenn ich den Massen an Schulkindern entgehen möchte, fahre ich im Speisewagen", sagt die 38-jährige Sängerin am Theater Krefeld Mönchengladbach. Einige Stationen später kommt eine Gruppe Jugendlicher in das Abteil, zu gern würden sich die jungen Leute auch hinsetzen. Hannelore blickt streng in Richtung der lauten Fahrgäste, ist aber gnädig. "Solange sie nicht die Plätze von zahlenden Gästen belegen, ist das in Ordnung", sagt sie. Als Einladung zum längeren Aufenthalt sollten die Jugendlichen diesen Hinweis jedoch nicht verstehen – erst recht nicht, wenn die geduldeten Passagiere aufmüpfig auf die Aufklärung ihrer vermeintlichen Rechte verzichten.

Hin und wieder werden auch erwachsene Fahrgäste ruppig, wenn sie zwar sitzen aber nichts bestellen wollen. "Manche sagen dann, dass sie doch einen Fahrschein haben", so Hannelore. Solche Querulanten sind aber selten und ihr lieber als manch Besucher der Altstadtkneipen. Irgendwann habe sie die vielen Betrunkenen einfach nicht mehr ausgehalten und sich einen weniger stressigen Job gewünscht. "Bei uns benimmt sich niemand daneben", betont Hannelore. Manchmal muss auch sie morgens schon das erste Bier ausschenken – das bestellen dann aber fast nur Arbeiter, die nach ihrer Nachtschicht nach Hause fahren.


Eine Aufnahme des Speisewagens aus dem Jahr 1933.


So reisten die Fahrgäste einst im Speisewagen. Fotos: Rheinbahn

Quelle: Rheinische Post

Zitat von Michael Manke

---

Ich meine mich zu erinnern, das auf der ehemaligen Linie D auch Speisewagen liefen.

---

Jop, bis Ende der 90er Jahre gab es in vier Duisburger B-Wagen eine Bewirtung. Die mit Küche beschafften Wagen erkennt man heute, nach dem Ausbau von Küchenabteil und Tischen, an einer fehlenden Doppeltür auf beiden Wagenseite eines Wagenteils.

Zitat von Dominik H.

---

Wie ist die Preisgestaltung eigentlich so? Halbwegs bezahlbar oder überteuert?

---

Och, doch noch human. Da habe ich weitaus teurere Cafés etc. gesehen und auch das BordBistro bzw. BordRestaurant (wie die DB eine Zeit lang zu schreiben pflegte) ist wohl doch noch was teurer.

Ich habe ja nix anderes behauptet... ;-)

Da scheinst du aber einiges durcheinander zu bringen - zumal es die U75 erst seit September 1993 gibt...

Jop, erst auf der D, dann auf der 79 und dann auf der U79. Mit Einsatz der Duisburger Speisewagen (4715-4718) wurden die Speiseabteile dann im Laufe der Zeit ausgebaut und die 3101 bis 3104 bis 2000/ 2001 hauptsächlich auf der 705 und später der U75 eingesetzt.