(RP) Dirk Biesenbach erntet die Früchte des Rheinbahn-Sparprogramms. 2007 fährt das Unternehmen nur 56 Millionen Euro Verlust ein - 1993 war es doppelt so viel. Eine Privatisierung will der Vorstandssprecher nicht.

In der vergangenen Woche sind die Tickets erneut teurer geworden. Wie erklären Sie dies Ihren Fahrgästen?
Biesenbach: Wir investieren in neue Busse und Bahnen, und auch in die Bahnsteige. Zum Beispiel kaufen wir klimatisierte Busse. Das steigert den Fahrkomfort. Und für rund zehn Millionen Euro werden wir in den kommenden Jahren die Sicherheit unserer Fahrgäste erhöhen. Wir installieren Videokameras und setzen verstärkt externe Sicherheitskräfte ein.

Ihre Kunden klagen häufig über den Service: Die Fahrer seien ruppig und unfreundlich.
Biesenbach: Es hat sich schon erheblich gebessert. Wir schulen unsere Fahrer weiter, weil uns Kundenfreundlichkeit sehr wichtig ist. Die Fahrer sind unsere Visitenkarte.

Erleichtern die guten Abschlüsse in den vergangenen Jahren diese Investitionen?
Biesenbach: Unser Konsolidierungsprozess greift - was aber nicht heißt, dass wir einfach nur Personal abbauen würden. Das hat alles seine Grenzen. Es laufen viele Projekte in allen Abteilungen, die darauf ausgelegt sind, Kosten zu sparen und Abläufe zu verbessern und damit zu verkürzen.

Sie konnten es sich leisten, mit dem Kreis Mettmann, Meerbusch und dem Kreis Neuss neue Verträge abzuschließen, die ihren Vertragspartnern finanzielle Erleichterungen bringen.
Biesenbach: Wir haben finanzielle Zugeständnisse gemacht. Das heißt aber nicht, dass wir für die Rheinbahn nicht das Optimum herausgeholt haben. Auch dabei hat uns geholfen, dass wir in den vergangenen Jahren gut gewirtschaftet haben. Mit dem Ergebnis der neuen Verträge können beide Seiten zufrieden sein.

Sie wollen in diesem Jahr weniger als 60Millionen Euro Defizit einfahren. Anfang der 1990er Jahre war es fast doppelt so hoch.
Biesenbach: Wir werden die 60 Millionen deutlich unterschreiten. Ich gehe davon aus, dass wir um die 56Millionen Euro liegen werden.

Wodurch ist das möglich?
Biesenbach: Außer unserem Sparprogramm sind dafür steigende Erlöse verantwortlich. Obwohl die Fahrpreise gestiegen sind, fahren immer mehr Menschen mit Bussen und Bahnen.

Welches Ziel haben Sie als Rheinbahn-Sanierer?
Biesenbach: Ich möchte den Kostendeckungsgrad auf 80 Prozent erhöhen. Derzeit liegen wir bei 77 Prozent. Damit sind wir in Deutschland Spitze. Der Schnitt liegt bei 70Prozent. Wir wollen immer weniger auf Zuschüsse aus Düsseldorf und den anderen Gemeinden angewiesen sein, die wir mit Leistungen bedienen.

Lässt sich das Ergebnis noch steigern?
Biesenbach: Mal sehen. Wir müssen in den kommenden Jahren kräftig investieren. Wir müssen einen dreistelligen Millionenbetrag in neue Bahnen investieren, Schienen erneuern und die Elektronik modernisieren.

Sobald sich die Rheinbahn schlank gespart hat, wird sie verkauft...
Biesenbach: Eine Privatisierung muss für den Gesellschafter, also die Stadt, Sinn machen. Ich erkenne augenblicklich nicht, was ein Verkauf bringen sollte. Wir sind gut aufgestellt - finanziell hätte die Stadt nichts von einem solchen Geschäft.

Die Stadtwerke waren auch nicht gerade ein Problemfall und wurden trotzdem verkauft. Biesenbach: Das kann man nicht vergleichen. Wir haben eine höhere Verpflichtung fürs Gemeinwohl. Die lässt sich nicht so einfach an Private übertragen.

Die Rheinbahn schreibt nicht immer nur positive Schlagzeilen. In den vergangenen Wochen gab es Probleme mit dem Datenschutz. Mitarbeiter sollen beim Surfen im Internet ausspioniert worden sein.
Biesenbach: Da ist nichts dran. Es gibt bei uns keine systematische Internet-Spionage. Aber natürlich müssen wir uns als Vorstand vorbehalten zu überprüfen, dass kein Missbrauch betrieben wird.

Und die angekündigten Untersuchungen des Datenschutzbeauftragten des Landes?
Biesenbach: Ich habe davon nichts gehört.

Sind Sie um eine Stellungnahme gebeten worden?
Biesenbach: Definitiv nicht. Wir werden jetzt mit dem Betriebsrat eine neue Vereinbarung entwickeln, damit künftig keine Missverständnisse mehr entstehen. Niemand muss Sorge haben, das etwas hinter seinem Rücken geschieht.

Haben Sie Ihren Schritt im Jahre 2002 von der Messe zur Rheinbahn bereut?
Biesenbach: Keineswegs. Es war für mich eine Weiterentwicklung und ein Karrieresprung. Ich fühle mich wohl bei der Rheinbahn.

Quelle: http://www.rp-online.de

Anmerkung: Den fetten Bereich habe ich markiert, um ihn vor dem Hintergrund der Teilprivatisierung der Deutschen Bahn AG herauszustellen.