Gestern ging es anlässlich des Jubiläums "100 Jahre Städtischer Verkehrsbetrieb Esslingen am Neckar" in eben jene Stadt. Keimzelle des öffentlichen Nahverkehrs in der heutigen Kreisstadt waren dabei die 1912 eröffneten Straßenbahnstrecken von Obertürkheim nach Oberesslingen sowie eine kurze innerstädtische Strecke vom Charlottenplatz zum Bahnhof. Während diese Strecken schon 1944 wieder eingestellt wurden, eröffnete man im Dezember 1926 die bekannte Überlandbahn von Esslingen über Nellingen nach Denkendorf. Auch die Straßenbahn Esslingen–Nellingen–Denkendorf wurde eingestellt, sie überlebte aber immerhin bis ins Jahr 1978, ihre Betreibergesellschaft unter der Firmierung "END Verkehrsgesellschaft mbH & Co KG" sogar bis heute.

Nun aber zum Oberleitungsbus: Dieser wurde in Esslingen im Kriegsjahr 1944 eröffnet und ersetzte die Straßenbahnlinie von Oberesslingen nach Obertürkheim. Ein weiterer Ausbau des Netzes unterblieb zunächst. Ab 1975 erprobte man in Esslingen den Betrieb von Duo-Bussen in zwei Varianten: Rein elektrisch für Oberleitungs- und Batteriebetrieb sowie in der Kombination von Verbrennungs- und Elektromotor (auch im Oberleitungsbetrieb). Aufgrund der hohen Anschaffungs- und Unterhaltungskosten sowie der kurzen Lebensdauer der Batterien, wurde das rein elektrische Projekt nicht weiter verfolgt. Hingegen wurden bis 1994 weiterhin Duo-Busse für Diesel- und Oberleitungsbetrieb beschafft. Der letzte Duo-Bus stand bis zum Jahr 2008 im Einsatz - zuletzt allerdings wegen eines Defekts nur noch mit dem Verbrennungsmotor betrieben. Der Wagen 327, ein Mercedes-Benz O405GTD, befindet sich heute in Obhut des Vereins "Stuttgarter Historische Straßenbahnen e.V.".

Der heutige Fuhrpark des Esslinger Obusses ist relativ eintönig: Es verkehren auf einem Netz von 15,2 km Länge insgesamt neun baugleiche Fahrzeuge vom Typ AG 300 T des belgischen Herstellers "Van Hool". Das Netz besteht dabei aus zwei Linien: Die Hauptlinie 101 verbindet von Nordwest nach Südost den Bahnhof Obertürkheim in Stuttgart mit der Endstation Lerchenäcker im Esslinger Stadtteil Oberesslingen und folgt damit heute über weite Strecken dem Verlauf der ursprünglichen Esslinger Straßenbahn. Die andere der beiden Obus-Linien, die Linie 118, wurde erst 1990 eröffnet und fährt vom Bahnhof Esslingen aus über die Pliensauvorstadt zum Stadtteil Zollberg und umrundet diesen in einer großen Schleifenfahrt, die entgegen des Uhrzeigersinns befahren wird.

Das war erst mal genug Text, kommen wir zu den Fotos von gestern:


Begeben wir uns zunächst auf die Linie 101: Vom Bahnhof Untertürkheim kommend hat Wagen 217 soeben die Stadtgrenze von Stuttgart zu Esslingen passiert und erreicht den Stadtteil Mettingen.


Zwischen Mettingen und der Esslinger Innenstadt fährt die Linie 101 regelrecht eingekeilt zwischen der viel befahrenen Filstalbahn Stuttgart - Ulm auf der einen Seite und Weinbergen auf der anderen Seite. Hier passiert ebenfalls Wagen 217 die Szenerie.


Hier befindet sich der Wagen 211 im Stadtteil Oberesslingen zwischen den Haltestellen Steinhalde und Herderstraße auf dem Weg nach Obertürkheim. Alle Esslinger Obusse tragen übrigens Behördenkennzeichen...


Wechseln wir nun zur Linie 118: Um den Stadtteil Zollberg zu erreichen, müssen die Busse dieser Linie erst mehrere Serpentinen passieren. Beim Befahren der letzten Serpentine auf dem Weg "nach oben" befindet sich hier Wagen 218 kurz vor der Haltestelle Oberer Eisbergweg.


Der Stadtteil Zollberg selbst ist sehr idyllisch und von vielen kleinen Anwohnerstraßen geprägt. Hier befindet sich der Wagen 218 zwischen den Haltestellen Eichendorffstraße und Eichendorffschule.


Auf dem Gelände des Betriebshofs an der Heilbronner Straße wurde an beiden Tagen des Festwochenendes ein Tag der offenen Tür veranstaltet. Neben zahlreichen Ständen von Nahverkehrsvereinen und Fahrzeugherstellern gab es auch eine Fahrzeugausstellung mit fast ausschließlich modernen O-, Hybrid- und Dieselbussen, deren Highlight allerdings in der Wagenhalle ausgestellt war: Einer von ursprünglich einst 7 Henschel HS 160 OSL mit der Nummer 22 mit Einsatzbeginn im Jahr 1960. Das Fahrzeug ist derzeit nicht betriebsfähig und befindet sich ebenfalls unter Obhut des Vereins "Stuttgarter Historische Straßenbahnen e.V.". Weitere Oldtimerbusse waren auf dem Esslinger Marktplatz ausgestellt - doch davon zeige ich hier keine Bilder.


Für den Obus in der Mozartstadt Salzburg ist dieser futuristisch anmutende Wagen 321 bestimmt. Er ist ein Solaris Trollino 18 im "Metro-Style" und hat durchaus äußerliche Ähnlichkeiten mit modernen U-Bahn- oder Straßenbahnfahrzeugen. Hier sehen wir das Gastfahrzeug auf Rundfahrt durch den Stadtteil Zollberg kurz vor der Haltestelle Braungartweg.

Ich hoffe, dieser Beitrag hat gefallen und ihr seid mir über den relativ hohen Textanteil nicht böse ;-)

Vielen Dank!

Jop, Schöner Beitrag! Sind das nicht bis auf den Stromabnehmer die gleichen Kisten die noch bei der SWK fahren? Gestern noch einen auffe 055, das war die Geschichte mit Knickelsdorf, gesehen :D

Danke euch!

Zitat von Julian Zimmermann im Beitrag #12

---

Sind das nicht bis auf den Stromabnehmer die gleichen Kisten die noch bei der SWK fahren?

---

Danke auch dir!

Jop, steht auch in meinem Ausgangsbeitrag dass das Van Hool sind. Und ja, auch die DVG besaß mal AG 300...