Guten Morgen zusammen,

inzwischen ist es schon drei Wochen her, dass Philip Jurke und ich uns auf die Reise in Richtung Südwesten machten. Die Fahrt begann am Sonntag, dem 28. April, mit dem EC 115 und im deklassierten 1.-Klasse-Abteil quer durch Deutschland und Teile Österreichs nach Bischofshofen.

Nach 9 Stunden Fahrt wurde es dann Zeit für einen kleinen Imbiss. Da das Bistro des ECs zwei Wagen entfernt war (Viiiiiel zu weit weg!), wurden uns die Currywürste freundlicherweise von der Polizei direkt an den Bahnsteig geliefert. Vielen Dank nochmal dafür ;-)


In Bischofshofen hieß es gleich in zweierlei Hinsicht schwitzen: Zum einen sorgte die Verspätung unseres ECs dafür, dass der Anschluss an den OIC 611, der uns nach Graz bringen sollte, knapp wurde. Zum anderen waren es im Gegensatz zu zu Hause gleich 13 Grad wärmer und der Pulli mitsamt Jacke einfach Fehl am Platze. Immerhin klappte der Anschluss und nach einer kleine Suche im gesamten Zug fanden wir dann doch noch einen freien Vierer. Pünktlich um 20:23 Uhr kamen wir dann im sommerlich warmen Graz an und brachten unser Gepäck zunächst in das gebuchte Hotel um anschließend in passender Sommerkleidung den Hauptbahnhof mitsamt der seiner kulinarischen Highlights zu erkunden. Das kostenlose Wlan in einer bekannten amerikanischen Gastwirtschaft ließ uns aber dort einkehren. Ein einem gemütlichen Abendimbiss auf Bahnsteig 1 ging es dann für uns in das Hotel zurück.

Montag, 29. April

Das Frühstück hatten wir beide nicht im Hotel gebucht, das hätte wahrscheinlich zu viel Zeit gekostet ;-) Demnach war nach dem Aufstehen und Duschen das erste Ziel nicht das Buffet sondern direkt die Straßenbahnhaltestelle vor der Tür. Apropos Straßenbahnhaltestelle: Davon gibt es im Grazer Straßenbahnnetz, das eine Länge von 32,5 km aufweist und von der Holding Graz Linien betrieben wird, insgesamt 92 Stück. Bedient werden sie von 8 Straßenbahnlinien, wovon 2 Stück (die Linien 13 und 26) nur am Wochenende und im Spätverkehr eingesetzt werden und auf ihrem Abschnitt die sonst dort verkehrenden Straßenbahnlinien ersetzen.

Das erste Foto entstand dann auch direkt vor dem Hotel: Die in 10 Exemplaren 1978 gelieferten Achtachser von SGP sind überraschend stark dem DÜWAG-GT8 Typ "Mannheim", den wir später noch sehen werden, ähnlich. Hier steht der Wagen 501 auf der Linie 1 an der Haltestelle "Waagner-Biro-Straße".


Nach einem kleinen Frühstücksimbiss nahen wir uns den nördlichen Abschnitt der Linien 4 und 5 nach Andritz vor - das müsste vom Sonnenstand ganz gut passen, sagten wir uns.

Die 12 Achtachser der Nummernreihe 601 - 612 wurden 1986 bis 1987 ursprünglich als Sechsachser von SGP gefertigt und ähneln stark den Stadtbahnwagen "N" der DÜWAG. Die Grazer Wagen wurden 1999 mit je einem Niederflurmittelteil verlängert und boten so als erster Fahrzeugtyp in Graz Niederflurkomfort auf den Straßenbahnlinien. Versehen mit einer Vollwerbung für den Lebensmittel-Discounter Hofer verlässt der Baureihenerstling 601die Haltestelle "Hasnerplatz" in Richtung Puntigam.


Die modernsten Fahrzeuge auf dem Grazer Straßenbahnnetz sind die seit 2009 in Auslieferung befindlichen 45 Wagen des Typs "Variobahn" des Herstellers Bombardier. In Graz hatten die Wagen erhebliche Startschwierigkeiten und kamen erst nach einer Überarbeitung beim Hersteller ans Laufen. Der Wagen 205 auf der Linie 5 erreicht in Kürze die Haltestelle "Robert-Stolz-Gasse".


Noch mehr Niederflur gibt es an der Haltestelle "Grazer Straße" zu sehen, deren Umgebung nicht ganz so zu dem typisch harmonischen Bild der Städte Österreichs passt, dass man als Tourist vor Augen hat. Die 18 Cityrunner von Bombardier wurden 2000 - 2001 geliefert und bieten einen komplett niederflurigen Wagenboden.


Anschließend zog es sich sehr schnell mit Hochnebel zu und wir liefen zurück in Richtung Innenstadt.

Insgesamt 17 GT8 Typ "Mannheim" hat der Grazer Verkehrsbetrieb 1989 - 1991 von der Duisburger DVG übernommen und mit den Wagennummern 521 - 537 in den Fuhrpark integriert. Hier hat der Wagen 526, Baujahr 1976 als 1082 für die DVG Duisburg, den Haltestelle "Maut Andritz" in Richtung Innenstadt verlassen.


In der Innenstadt angekommen, haben wir uns die Jakoministraße genauer angeschaut. Auf dieser engen Innenstadtstraße verkehren die Linien 4, 5 und 13. Und damit der Lieferverkehr die Straßenbahnen nicht behindert, hat man sich in Graz etwas tolles einfallen lassen: Zu bestimmten Zeiten steht für die Straßenbahnen in beiden Richtungen nur ein Gleis zur Verfügung, das andere dient als Ladezone. Hier passiert der Wagen 611 auf Probefahrt die Einfahrt in den eingleisigen Abschnitt.


Als nächstes Stand der östliche Ast der Linie 3 in Richtung Krenngasse auf dem Plan. An der Verzweigung der Linien 3 und 6 an der Haltestelle "Dietrichsteinplatz" konnte der DÜWAG GT8 535 aufgenommen werden.


Der Ast zur Krenngasse ist recht kurz, sodass uns der Wagen 535 wenig später schon wieder zwischen den Haltestellen "Schillerplatz" und "Herz-Jesu-Kirche" entgegen rollt.


Die Endstelle "Krenngasse" ist als Häuserblockschleife ausgeführt. Während der Wagen 533 auf der Straßenbahnlinie 3 seine kurze Pause abwartet, beginnt der Bus der Linie 60 in Kürze in Richtung Innenstadt.


Nutzen wir die Gelegenheit, um einen kuren Blick auf den Fahrerplatz...


...und den Innenraum des Wagens 533 zu werfen. Klassisches DÜWAG-Feeling - einfach toll!


Anschließend haben wir uns den kurzen Straßenbahnunterführung zwischen den Haltestellen "Waagner-Biro-Straße" und "Eggenberger Gürtel" vorgenommen. Seit dem 26. November 2012 verkehren die Linien 1, 3, 6 und 7 durch diese und bedienen auch die Haltestelle "Hauptbahnhof", welche sich direkt unter dem Bahnhofsvorplatz befindet und so für schnelle und trockene Umsteigewege zu den Zügen der ÖBB, GKB und SLB sorgt. Der GT6 267 ist einer der letzten Sechsacher von Lohner/ SGP, die in den Jahren 1963 - 1965 gebaut wurden und hält auf der Straßenbahnlinie 1 am hinteren Teil der Doppelhaltestelle "Hauptbahnhof".


Nach einer kleinen Pause, die wir nutzten um die Getränkevorräte wieder aufzufüllen, nahmen wir uns den südwestlichen Ast der Linie 7 nach Wetzelsdorf vor.

Der Cityrunner 651 wird in Kürze die Wendeschleife "Wetzelsdorf" erreichen. Von dort haben wir uns wieder zurück in Richtung Innenstadt gearbeitet.


An der Haltestelle "Karl-Morrer-Straße" kam es zu einem kleinen Unfall zwischen einem Pkw und dem GT8 505. Während der 505 nicht einmal einen Kratzer davontrug, wurde dem beteiligten Pkw noch an Ort und Stelle der linke Außenspiegel amputiert. Die Störung im Straßenbahnverkehr dauerte allerdings nicht lange. Nach nur rund 10 Minuten und nur einem aufgelaufenen Folgekurs ging es bereits weiter.


Als Abschluss des ersten Tages in Graz dient dann noch ein Foto des Typ "Mannheim" 524, der sich zwischen den Haltestellen "Franz-Steiner-Gasse" und "Karl-Morre-Straße" befindet.


Ich hoffe, der erste Tag in Graz hat auch gefallen. Im nächsten Teil werden wir uns weitere Strecken und Fahrzeuge in Graz anschauen und den Ausblick auf Graz aus luftiger Höhe genießen, bevor es mit der ÖBB-Schienendüse in Richtung Wien und Bratislava geht.

Vielen Dank!

@ Andi: Am ersten Tag schien die Sonne, wenn überhaupt, durch etwas Schlonz, der den Bilder leider etwas Brillianz nimmt. Die "Treppchen" wirst du auf einigen deiner Bilder auch haben: An einigen Stellen in Graz ist um Leitungen in der Luft (außer dem Kupferdraht) eine zweite Leitung gewickelt, die schon vor Ort so wirkt, als habe man Treppchen im Bild ;-)